Vorgeschichte:
Die Steinsiedlung befindet sich im Zentrum von Hörsching im Bereich zwischen Humerstraße, Neubauerstraße, Kindergartenstraße und Schulstraße. Sie besteht aus einem großen Gemeinschaftsgrundstück, das 79 privaten Wohnungseigentümern sowie der Marktgemeinde Hörsching gehört. Ein unbebautes Grundstück in der Mitte der Siedlung gehört ausschließlich der Marktgemeinde Hörsching und wird seit Fertigstellung der Siedlung im Jahr 1940 von Eigentümer*innen und Mieter*innen der angrenzenden Wohnungen als Gärten genutzt. Bisher gab es für die Nutzung der Gärten keine schriftliche Regelung. Daher erarbeitete die Marktgemeinde Hörsching eine Vereinbarung, in welcher die Nutzung der Gärten offiziell geregelt werden sollte. Dazu wurde eine Eigentümerversammlung einberufen, in welcher die neuen Regeln erläutert wurden. Daraus ging unter anderem hervor, dass die bisherige Nutzung (bis auf Widerruf) grundsätzlich beibehalten werden kann, außer es würde mit ¾ Mehrheit einer Wohneinheit etwas anderes beschlossen.
Ein Schreckmoment
Nicht einmal zwei Wochen später, am 17. April, tauchten in den Gärten Arbeiter auf, die im Auftrag der Hausverwaltung GIWOG begannen, Sträucher zu roden. Mein sofortiger Anruf bei der Amtsleitung ergab, dass der Auftrag eigentlich gelautet hatte, die Gärten in puncto Sicherheit zu kontrollieren. Nachdem sich auch andere Bewohner:innen bei der Gemeinde gemeldet hatten, wurden die Arbeiten gestoppt, einige Gärten waren allerdings schon von Sträuchern befreit. Die Absicht der Firma, die bisher schon einige Rasenflächen mäht, wäre gewesen, die aus ihrer Sicht „ungepflegten“ Gärten zu roden, zu fräsen und Rasenflächen anzulegen. Der Aufregung unter Bewohner:innen war groß. Einige waren nicht zu Hause und konnten deshalb nicht sofort reagieren, es soll auch Tränen gegeben haben. Schließlich waren sie ihrer schattigen Sitzplätze und dem kühlenden Grün vor den Fenstern beraubt worden.
Ein klärendes Gespräch
Bei einem Gesprächstermin mit Bürgermeister und Amtsleiter stellte sich ein offensichtlicher Kommunikationsfehler heraus. Es gab keinen schriftlichen, sondern nur einen mündlichen Auftrag an die Hausverwaltung, die ihrerseits eine Firma mit den Arbeiten beauftragt hatte. Man würde der Sache nachgehen und den Fehler aufklären. Positiv hervorheben möchte ich dabei die schnelle Reaktion der Marktgemeinde und die Offenheit, einen Fehler einzugestehen. Außer Frage steht, dass die Sicherheit des alten Baumbestandes gewährleistet sein muss. Auf meine Anregung in einer Sitzung des Bau-Ausschusses wurde auch im Jahr 2022 eine professionelle Sicherheitsüberprüfung durchgeführt, die zukünftig alljährlich stattfinden soll.
Resümee
Gerade in Zeiten der Klimakrise ist es von essentieller Bedeutung, in bebauten Gebieten ausreichend Bäume und Sträucher zu erhalten. Schließlich werden in den meisten Städten Bäume und Sträucher gepflanzt, um ihren kühlenden und klimaschützenden Effekt (Bindung des Treibhausgases CO2) zu nutzen. In der Steinsiedlung kann man auch den positiven Aspekt von grünen Inseln im Ortsgebiet für die Artenvielfalt im Tierreich beobachten: Verschiedene Arten von Singvögeln, ein Waldkauz mit Jungen, Insekten (sogar Leuchtkäfer !), Igel und Eichhörnchen haben hier einen reich gegliederten Lebensraum. Wer will, kann auf englischen Rasen setzen, Gemüse- oder Blumengärten pflegen - aber auch ein bisschen natürliche Wildnis soll ihren Platz haben dürfen. Gerade diese Mischung macht meiner Meinung nach die besondere Qualität dieser Grünfläche mit ihrem alten Baumbestand aus.