• Daniel Mayrwöger, Andreas Windhager | AUFWIND 2022 / 03
Lukas, 22:

"Ich bin Student und wohne noch bei meinen Eltern. In Hörsching wohnt man gut, auch als Student. Ich studiere an der JKU, komme also recht komfortabel mit öffentlichem Verkehrsmittel zur Uni. Ich habe sogar überlegt, auf den Führerschein ganz zu verzichten, habe ihn dann aber mit 19 doch gemacht. Die meiste Zeit komme ich aus ohne Auto. Hin und wieder muss ich aber weiter weg aufs Land raus, oder ich habe etwas Schweres zu transportieren. Da kann ich mir meistens eines der beiden Autos meiner Eltern ausleihen. Nachdem ich jetzt eine Freundin habe, die in der Scharten wohnt, werden die Gelegenheiten aber doch häufiger, wo ich eines der Autos meiner Eltern brauche. Ich würde sage, so 3–4 mal im Monat haben wir jetzt mit den zwei Autos tatsächlich schon ein Problem. Soll ich mir deshalb wirklich ein eigenes (im Haushalt drittes) Auto zulegen?“

Karl, 46:

"Ich arbeite in Linz, bei einer recht zentral gelegenen Firma. Eigentlich gut erreichbar mit öffentlichem Verkehrsmittel, allerdings harmonieren meine Arbeitszeiten einfach nicht sehr gut mit den Abfahrtszeiten der Busse in Hörsching. Meine Frau arbeitet in Richtung Steyr, die kommt ohne Auto leider gar nicht aus. Seit Corona allerdings sind unsere beiden Firmen recht flexibel was Homeoffice anbelangt. Wir schaffen es meistens, uns so abzustimmen, dass einer in die Firma fährt und der andere zu Hause im Homeoffice bleibt. Es lässt sich schon so gut organisieren, dass wir in letzter Zeit vermehrt darüber nachgedacht haben, das zweite Auto aufzugeben. Allerdings, es gibt mehrfach im Monat Situationen, die uns daran hindern: Der im Homeoffice muss unseren Sohn zur Musikschule bringen und abholen. Oder den Wocheneinkauf erledigen. Oder sonst eine schnelle Erledigung machen. Gibt es keine Möglichkeit, dennoch aufs zweite Auto zu verzichten?"

Karin, 30:

"Ich arbeite in Hörsching, meinen Arbeitsweg bewältige ich gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Mein Mann arbeitet in Wels. Die Kinder gehen in Hörsching zur Schule und können auch den Schulweg bequem zu Fuß zurücklegen. Insofern haben wir uns als Familie früh entschieden, nur ein Auto zu behalten. Manchmal gibt es aber dann doch Situationen, in denen es hilfreich wäre, ein zweites Auto zu haben. Das passiert dann doch so selten, dass sich dafür ein eigenes Auto nicht lohnt, aber es kommt vor. Sei es, schwerere Dinge irgendwo abzuholen oder die Kinder wo hinbringen zu müssen, obwohl mein Mann mit dem Auto in Wels unterwegs ist. Außerdem kommt es vor, dass mein Mann ab und an eine Woche auf Dienstreise oder Schulung ist, und ich dann in dieser Zeit gar kein Auto zur Verfügung habe. Auch für diese Zeiten wäre ein geliehenes Auto die passende Ergänzung, gibt es dafür nicht eine einfache Lösung?"


carsharing 01Drei Beispiele, mit denen sich wahrscheinlich viele identifizieren können. Eigentlich könnte man ja ein Auto einsparen, aber es gibt eben Situationen mehrmals im Monat, wo man es eben doch braucht. Die restliche Zeit steht es ja nur zu Hause herum.

Hier greift in vielen Städten und mancherorts auch im eher ländlichen Raum das Konzept des Carsharings. In Städten immer öfter, um selbst das erste Auto zu ersetzen, im ländlicheren Raum dann eher, um das Zweit-/Drittauto weglassen zu können. Teilen anstelle von Besitzen.

Wie funktioniert das?

Bei den meisten Anbietern über eine Mitgliedschaft und einen Grundbetrag, den man monatlich/jährlich bezahlt und einen flexiblen Beitrag je nach Verwendungsdauer des Fahrzeuges. Buchen kann man bei allen über Online-Plattformen, bei denen man sich seinen Timeslot einfach reserviert und dann via persönlicher Schlüsselkarte zu dem Zeitpunkt das Auto aufsperrt und in Betrieb nimmt, benutzt und dann dort wieder abstellt. Die Online-Buchungsplattform stellt die Verfügbarkeit sicher, da man sich auf dieser die benötigte Nutzungsdauer im Voraus reservieren kann.

Die Autos sind vollkaskoversichert mit unterschiedlich hohen Selbstbehalt. Klingt komfortabel, ist es auch.

Wie kann sowas in Hörsching funktionieren?

Im Umweltausschuss der Gemeinde Hörsching wurden inzwischen mehrere Anbieter von Carsharing eingeladen, die jeweiligen Konzepte für Hörsching vorzustellen. Natürlich ist das vor allem im ländlichen Raum auch mit Kosten für die Gemeinde verbunden, da die Einzugsgebiete kleiner sind und meist keine hohen Umsätze für die Betreiber erwartbar sind.

Vorgestellt haben sich die Anbieter TIM der LinzAG, Sharetoo der Porsche Bank und Familiy of Power. Alle drei Anbieter würden ein bis gewünscht viele Elektroautos, wenn gewünscht auch an unterschiedlichen Orten in Hörsching, aufstellen, haben eine Online-Buchungsplattform und recht ähnliche Abrechnungsmodelle.

Die Kosten für die Gemeinde sind recht unterschiedlich und müssen natürlich im Ausschuss gegeneinander abgewogen werden. Die Tarifmodelle für den Endkunden sieht man hier grob in untenstehender Tabelle.

Tarife Car-Sharing

Ein privater PKW liegt laut einem ÖAMTC Rechenbeispiel von 2021 bei 7.461 Euro* (Tankkosten, Versicherung, Wartung, Pickerl, Vignette etc.) – nur der Betrieb, nicht die Anschaffung!

Man kann sich leicht ausrechnen, wie oft man die Angebote unten in der Tabelle nutzen kann, bis man bei gut 7.000 Euro angekommen ist. Da sind die paar Mal im Monat locker drin, die unsere eingangs beschriebenen drei Beispiele das Auto brauchen würden.

Wir Hörschinger Grünen finden es eine gute Idee, wenn die Gemeinde das Angebot von Carsharing mit einem der Anbieter ermöglicht. Wir glauben auch, dass bei entsprechender Information der Bevölkerung das Angebot auch rege genutzt werden würde. Es ist eine besonders effektive Form der Ressourcennutzung und -schonung – besonders auch den Geldbeutel. Warum nicht ein Auto einsparen, ohne dabei nicht noch einen Notanker zu haben, der da ist, wenn man ihn braucht?