Boden ist eine unserer wertvollsten Ressourcen – er liefert Nahrung, filtert Wasser, speichert CO₂ und bietet Lebensraum für unzählige Tier- und Pflanzenarten. Doch in Österreich und besonders in Oberösterreich wird Boden zunehmend als unbegrenzt verfügbare Ressource betrachtet. Der massive Flächenverbrauch der letzten Jahrzehnte stellt nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Herausforderung dar.
Aktuelle Situation
Oberösterreich ist Spitzenreiter beim Bodenverbrauch in Österreich. Aktuelle Daten zeigen, dass hier täglich etwa 4,25 Hektar Boden verloren gehen. Das ist fast doppelt so viel wie das von der Bundesregierung angestrebte Ziel von 2,5 Hektar pro Tag. Diese Entwicklung hat weitreichende Folgen: Versiegelte Böden können kein Wasser mehr aufnehmen, was das Risiko von Hochwasser und Überschwemmungen erhöht. Zudem wird wertvolle landwirtschaftliche Fläche unwiederbringlich zerstört, was langfristig die regionale Lebensmittelversorgung gefährdet. (www.wwf.at/wwf-faktencheck-zum-bodenverbrauch-in-oberoesterreich)
Auch im Bezirk Linz-Land ist der Druck auf die Böden enorm. Die Nähe zur Landeshauptstadt Linz und die gute Verkehrsanbindung machen die Region attraktiv für Gewerbe und Wohnbau, was den Flächenverbrauch weiter antreibt. Besonders betroffen sind hier nicht nur die landwirtschaftlich genutzten Flächen, sondern auch wertvolle Grün- und Naherholungsräume, die für die Lebensqualität der Menschen von großer Bedeutung sind.
Hörsching im speziellen ist ein Paradebeispiel für den steigenden Bodenverbrauch im Zentralraum Oberösterreichs. In den letzten Jahren wurden hier mehrere Hektar Boden z. B. für Logistikzentren, Gewerbebauten und Verkehrsinfrastruktur geopfert. Immer mehr Flächen werden versiegelt, Natur und Landwirtschaft müssen weichen, und die lokale Bevölkerung verliert wichtige Grünräume.
Entwicklungen der letzten Jahre
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In den letzten 20 Jahren hat sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche in Oberösterreich deutlich ausgedehnt. Der Anteil der versiegelten Flächen ist kontinuierlich gestiegen, während landwirtschaftlich genutzte Flächen deutlich abgenommen haben. Diese Entwicklung wurde durch das Wachstum von Industrie, Gewerbe und Verkehrsinfrastruktur weiter beschleunigt.
Gegenmaßnahmen – Was getan werden kann und muss
Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklung gibt es aber einige Strategien, um den Bodenverbrauch zu reduzieren:
- Flächensparendes Bauen: Kompakte Siedlungsstrukturen und mehrgeschossige Bauweisen können den Bodenverbrauch erheblich reduzieren. Hier sind die neuen Bebauungspläne, die zurzeit flächendeckend aktualisiert werden, eine gute Herangehensweise. Allerdings muss bei konkreten Bebauungen noch viel genauer hingesehen werden.
- Parkplätze: Parkflächen sollten prinzipiell unter die Gebäude, auf die Dächer oder teilversiegelt ausgeführt werden. Ebenerdige und asphaltierten Parkflächen sind Bodenverschwendung. Nutzung von Leerständen
Bevor neue Flächen versiegelt werden, sollten bestehende Gebäude und Brachflächen reaktiviert werden. In vielen Städten gibt es bereits erfolgreiche Modelle, bei denen alte Industrieflächen in moderne Wohn- und Gewerbeflächen umgewandelt wurden. - Förderung von Grünflächen: Grünflächen haben nicht nur eine wichtige ökologische Funktion, sondern sind auch ein wichtiger Bestandteil für die Lebensqualität der Menschen. Projekte zur Renaturierung von Flächen und die Förderung von urbanem Grün sollten gezielt unterstützt werden. Hier könnte man auch bestehende Förderprogramme des Landes nutzen, um gezielt zu entsiegeln.
- Gesetzliche Obergrenzen: Verbindliche Flächenziele auf regionaler und nationaler Ebene könnten dazu beitragen, den Bodenverbrauch nachhaltig zu reduzieren.
- Bewusstseinsbildung: Der Schutz unserer Böden beginnt im Kopf. Eine breite Aufklärung über die Folgen von Bodenversiegelung und die Bedeutung von unversiegelten Flächen ist unerlässlich, um langfristig ein Umdenken in der Gesellschaft zu erreichen. Der Bodenverbrauch in Oberösterreich ist ein komplexes Problem, das nur durch gemeinsames Engagement von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gelöst werden kann.
Es ist Zeit, die Bedeutung unserer Böden wieder in den Mittelpunkt der politischen Diskussion zu rücken und konkrete Maßnahmen zu ergreifen, bevor es zu spät ist. Darum werden die Grünen Hörsching auch weiterhin gegen weitere Versiegelung von Grünland auftreten, vor allem dann, wenn sie auf zusätzlichen, nicht im örtlichen Entwicklungskonzept vorgesehen Flächen passieren. Lückenschluss und Bebauung im dafür vorgesehen Raum unter vorgegebenen Bedingungen ist in Ordnung. Dafür gibt es auch noch genug Flächen in Hörsching.
Soil Walks Dashboard (2025)
Dashboard zur Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in Österreich.
Mit dem Soil Walks Dashboard kann die Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in allen österreichischen Gemeinden, Bezirken und Bundesländern abgefragt, Vergleiche mit anderen strukturähnlichen Gemeinden hergestellt und Hintergründe für die lokale Flächeninanspruchnahme nachvollzogen werden.
Forschungsprojekt Soil Walks der TU Wien gemeinsam mit Umweltbundesamt und Wallenberger & Linhard Regionalberatung KG. Finanziert im Rahmen des Ressortforschungsprogramms über dafne.at mit Mitteln des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.