• Selam Ebead | AUFWIND 2025/ 01
Windkraft ist eine sehr emotional besetzte Materie. Nicht verwunderlich, dass auch Desinformationen kursieren. Hier ein paar Klarstellungen.

Windkraft tötet Vögel...

Vögel können mit den Rotorblättern kollidieren. Stimmt. Doch die Kollisionsrate von Vögeln mit Windenergieanlagen ist niedriger als oft angenommen. Eine österreichische Studie, die über ein Jahr hinweg verschiedene Windparks in Niederösterreich untersuchte, ergab, dass pro Windkraftanlage im Jahr durchschnittlich sieben Vögel und fünf Fledermäuse verunglücken . Doch eine umfassende Analyse wissenschaftlicher Daten zeigt, dass Windenergieanlagen bei sorgfältiger Planung und unter Berücksichtigung naturschutzfachlicher Kriterien keine Gefährdung für Vogelpopulationen darstellen. Durch die gesetzlich geregelten Genehmigungsverfahren, gezielte Schutzmaßnahmen und moderne Technologien (wie Antikollisionssysteme) lassen sich Risiken weiter minimieren.

Aus Deutschland gibt es genauere Zahlen: Das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gibt die Zahl der in Deutschland 2024 durch Windenergieanlagen getöteten Vögel bis 100.000 an: „Das entspräche bei rund 29.000 Windenergieanlagen bundesweit einer Quote von ein bis vier Vögeln pro Windenergieanlage und Jahr. Andere menschengemachte Faktoren sind für Vögel wesentlich fataler: 100 bis 115 Millionen getötete Vögel jedes Jahr in Deutschland nur durch Glasflächen an Gebäuden, etwa 70 Millionen im Straßen- und Bahnverkehr, 20 bis 100 Millionen Vögel werden Opfer von Hauskatzen.“ )

Ökologe Franz Essl von der Universität Wien erklärt, warum Windräder und Biodiversität kein Widerspruch sind: „Auch wenn Windparks nahe an Nationalparks stehen, halten sich die Auswirkungen für Großvögel meist in Grenzen“, sagt er. „Der Großteil der Seeadler brütet in der Nähe von Windrädern – das sind die östlichen Gebiete um den Seewinkel, Neusiedlersee und die Donau-Auen. Der Seeadler war vor 20 Jahren noch fast ausgestorben, heute hat sich sein Bestand auf 60 Brutpaare vervielfacht.“ Das zeige: „Die Erholung dieser Vogelarten und die Nutzung von Windrädern ist kompatibel.“

Vogelschutz und Erhalt der Artenvielfalt sind sehr wichtig. Dass Windräder an einigen Standorten aber problemlos möglich sind, zeigt die neue Studie von BirdLife Österreich. BirdLife Österreich ist nach eigenen Angaben die größte und einzige bundesweit tätige Organisation für Vogelschutz und Vogelkunde des Landes. Die sogenannte Ornithologische Sensibilitätskarte bewertet Regionen Österreichs nach ihrem Konfliktpotenzial zwischen Windkraft und Vogelschutz.


Der Lärm von Windkraftwerken ist gesundheitsschädlich...

Schallemissionen nehmen naturgemäß mit der Entfernung ab. Christoph Dolna-Gruber von der österreichischen Energieagentur (AEA) weist auf den gesetzlichen Mindestabstand von Windrädern zu Wohnbauten hin: "Durch Genehmigungsverfahren schaffen es ohnehin nur jene Windkraftanlagen, von denen keine Lärmbelästigung ausgeht. Diese Anforderung ist unabhängig vom vorgegebenen Mindestabstand zu Wohnbauten, der in Oberösterreich bei 1.000 Meter (Wert angepasst an OÖ von Redaktion) liegen muss. Sollten Lärmvorschriften trotz Mindestabstand nicht eingehalten werden können, müssen die Windräder noch weiter von den Wohnhäusern entfernt aufgestellt werden."

Ein oft gehörtes Argument gegen Windkrafträder ist der Infraschall. Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfallen stellt in einem Factsheet fest, dass extrem hohe Infraschall-Pegel über 140 Dezibel zwar zu Ohrendruck und Gehörschäden führen können, jedoch der Infraschall-Pegel von Windenergieanlagen weit unterhalb der Wahrnehmungsschwelle des Menschen liegt. „Nach dem derzeitigen Kenntnisstand konnte unterhalb dieser Schwelle bisher kein Nachweis einer negativen gesundheitlichen Auswirkung von Infraschall erbracht werden“, lautet das Resümee. Eine Infraschalluntersuchung der EWS Consulting hat ergeben, dass der Infraschall in der Umgebung einer laufenden Windkraftanlage in 1.300 Meter Abstand so hoch ist wie wenn sich ein Kühlschrankmotor einschaltet. Ob nah oder fern: Es gibt derzeit keinen wissenschaftlichen Beweis, dass Infraschall unter der Hörschwelle körperliche oder psychische Krankheiten hervorruft.


Für jedes Windrad müssen zig-tausende Quadratmeter Wald gerodet werden...

Christoph Dolna-Gruber von der österreichischen Energieagentur (AEA) rechnet die dauerhaft genutzte Waldfläche pro Windrad vor: 500 m2 Betonfundament plus 1500 m2 Kranstellfläche für Wartungsarbeiten und Zufahrten ergeben in Summe 2000 m2 pro Windrad. Also ca. 45 x 45 Meter.

... und Windräderbau setzt mehr CO2 frei, als durch den Betrieb gespart wird.

Für den Bau einer Windkraftanlage wird Zement benötigt – ein Baustoff mit hoher CO2-Belastung. Doch laut Berechnungen des deutschen Umweltbundesamts erzeugt eine durchschnittliche Anlage bereits innerhalb des ersten halben Jahres so viel CO2-freien Strom, wie für ihre Herstellung, ihren Betrieb und ihre Entsorgung insgesamt aufgewendet werden muss.


„Die Zustimmung zu falschen Behauptungen über Windräder ist in bestimmten Werten und Weltanschauungen verankert. Die Gegner:innen stimmen selektiv negativen Aussagen zu, weil diese mit ihrer Wahrnehmung der Welt harmonieren.“

Kai Sassenberg, Direktor des Leibniz-Instituts für Psychologie

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